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Bau: Arbeitgeber lehnen Schlichterspruch ab, jetzt drohen "massive Streiks"

Die Arbeitgeber im Baugewerbe haben den Schlichterspruch im Tarifkonflikt abgelehnt. Die Arbeitnehmer drohen jetzt mit "massiven Streiks". Sowohl in großen Unternehmen, als auch in kleinen Handwerksbetrieben.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, haben den Schlichterspruch im Tarifkonflikt für die rund 930.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe abgelehnt. Uwe Nostitz, Verhandlungsführer der Arbeitgeber, kritisiert "schwere Mängel" am Schlichterspruch. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hatte bereits im April dem Vorschlag des Schlichters Prof. Dr. Rainer Schlegel zugestimmt. 

"Jetzt wird gestreikt, und das massiv", sagte der Bundesvorsitzende der IG BAU, Robert Feiger. Jetzt würden "flächendeckend in ganz Deutschland die Betonmischer abgestellt, die Kellen weggelegt und die Bagger in ihre Parkpositionen gestellt werden". Bestreikt würden die Bauindustrie wie auch das Baugewerbe, große Unternehmen genauso wie kleine Handwerksbetriebe, so Feiger. Der Kompromiss sah unter anderem vor, dass die Baubeschäftigten 250 Euro mehr pro Monat erhalten, nach elf Monaten sollten noch einmal 4,15 Prozent im Westen und knapp fünf Prozent im Osten hinzukommen.

"Ein absurdes Ergebnis"

Warum haben die Arbeitgeber nicht zugestimmt: Verhandlungsführer Nostitz kritisiert unter anderem die einheitliche Festlegung aller Ausbildungsvergütungen im ersten Ausbildungsjahr auf 1.080 Euro. Das würde bei den technisch-kaufmännischen Auszubildenden dazu führen, dass sie im zweiten Lehrjahr weniger bekommen würden als im ersten. "Das ist ein klarer Verstoß gegen Paragraf 17 Absatz 1 Berufsbildungsgesetz, der für jedes Ausbildungsjahr steigende Ausbildungsvergütungen zwingend vorschreibt. Auch in Sachen Ost-West-Angleichung gibt es ein absurdes Ergebnis", so Nostitz. Ab 2025 wäre demnach der Lohn in der Lohngruppe 1 im Osten höher sein als im Westen.

Jutta Beeke, Vizepräsidentin des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, erklärte, dass man bei der Ost-West-Angleichung kaum vorangekommen sei. "Auch der von der Gewerkschaft geforderte Respekt ist auf der Strecke geblieben. In einigen Lohngruppen gab es durch den Festbetrag zu hohe, in anderen nur relativ geringe Erhöhungen. Das können wir als Arbeitgeber so nicht verantworten." Fair wäre aus Sicht der Arbeitgeber eine einheitlich prozentuale Erhöhung für alle.

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Die Arbeitgeber kritisieren auch den Verzicht auf eine tarifliche Entgeltumwandlung, etwa die Möglichkeit von Firmenrad-Leasingangeboten, als attraktiven Vergütungsbestandteil. "Im Wettbewerb um Fachkräfte sind wir als tariftreue Unternehmen dadurch im Nachteil. Hier wurden Chancen vertan", sagt Beeke.  Man sei aber weiter verhandlungs- und gesprächsbereit sei, um Streiks zu vermeiden.

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Text: / handwerksblatt.de

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